Bad Segeberg kultourt

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Eine Gemeinschaftsaktion der Kulturschaffenden und Veranstalter Bad Segebergs
Koordiniert von Kulturkontor und SZ Segeberger Zeitung.

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Di 24. September 17.30 und 20 Uhr
LINSE Filmkunst:
Destroyer

Action
Regie: Karyn Kusama
mit: Nicole Kidman (Erin Bell) · Toby Kebbell (Silas) · Tatiana Maslany (Petra) · Sebastian Stan (Chris) · Scoot McNairy (Ethan)
USA 2018 | 122 Minuten | ab 12

CinePlanet5, Oldesloer Straße 34

Eine innerlich wie äußerlich gebrochene Polizistin des Los Angeles Police Department stößt bei einer Leiche auf einen Hinweis, dass ein größenwahnsinniger, ultrabrutaler Bankräuber nach 17 Jahren wieder aufgetaucht ist. Eine Parallelhandlung führt in die Vergangenheit zurück, als die Polizistin zusammen mit ihrem Lebenspartner undercover die Bande des Räubers infiltriert hatte. Eine spannende Mischung aus actionreichem Polizeithriller und beklemmendem Porträt einer schwer traumatisierten Frau, die mit den Geistern der Vergangenheit kämpft. In der Hauptrolle außerordentlich gespielt. - Ab 16.

Langkritik:

Spannende Mischung aus actionreichem Polizeithriller und beklemmendem Porträt einer schwer traumatisierten Ermittlerin, die mit den Geistern der Vergangenheit kämpft.

Wenn man Nicole Kidman in „Destroyer“ zum ersten Mal sieht, möchte man seinen Augen nicht trauen: Der Körper ist hager und abgemagert, das Gesicht schmal und eingefallen; die Augenhöhlen sind dunkel und tief, die Haare dünn und wild. Ihre Hose flattert lose um die Beine, die speckige Lederjacke hängt schwer an ihr. Den Menschen, mit denen sie zu tun hat, begegnet sie unfreundlich und rau; soziale Umgangsformen hat sie verlernt.

Diese Frau ist gebrochen, innerlich wie äußerlich, ein Schatten ihrer selbst. In der Vergangenheit muss Erin Bell ein großes Trauma erlebt, einen großen Verlust erfahren haben. Jetzt ist sie nur noch eine Hülle ohne Leben, die den Tod nicht mehr fürchtet. Ist dies wirklich die Schauspielerin, die in „Aquaman“ so strahlend schön und verführerisch, als Sekretärin in „Mein Bester & ich“ so dominant und bestimmend oder als Mutter in „Der verlorene Sohn“ so streng religiös und fordernd war?

Ein lila Geldschein als Zeichen

Nicole Kidman hat viele Gesichter. In „Destroyer“ von Regisseurin Karyn Kusama spielt sie eine ihrer bislang vielschichtigsten Figuren: verletzlich und hart, gebrochen und unerbittlich. Erin Bell ist Polizistin beim Los Angeles Police Department. Aufgrund ihres irritierenden Verhaltens und ihrer grausamen Erscheinung arbeiten die Kollegen nur noch ungern mit ihr. Das Gezeter ist groß, als Bell am Fundort einer Leiche erscheint und unbequeme Fragen stellt. Ein lilagefärbter 100-Dollar-Schein erregt ihre Aufmerksamkeit. Bell glaubt, dass der größenwahnsinnige, ultrabrutale Bankräuber Silas wieder aufgetaucht sei. Und mit ihm die Geister der Vergangenheit.

Eine Parallelhandlung führt 17 Jahre zurück. Bell war damals gemeinsam mit ihrem privaten wie beruflichen Partner Chris undercover Teil von Silas‘ Bande. Bei einem Banküberfall, das enthüllt der Film nach und nach, muss etwas gründlich schiefgegangen sein. Jetzt nimmt Bell wieder Kontakt mit den damaligen Bandenmitgliedern auf, um Silas endlich zur Strecke zu bringen. Erst am Schluss treffen die Erzählstränge aufeinander und lüften das Geheimnis des Films. Manchmal wünschte man sich, dass er ein wenig offener mit Bells Trauma umginge und es nicht wie ein Mysterium behandeln würde, das Schicht um Schicht enthüllt werden muss. Dadurch entsteht eine etwas ungeduldige Spannung, die unnötig auf die Folter spannt.

Eine Chance auf Erlösung

Natürlich bedingen Vergangenheit und Gegenwart einander; ohne die Geschehnisse vor 17 Jahren wäre Erin Bell heute eine andere. Und doch hat man das Gefühl, es mit zwei verschiedenen Filmen zu tun zu haben. Da ist zum einen die Krimigeschichte eines Banküberfalls, seine Planung und Durchführung, mit anschließender Flucht und einer Schießerei, wobei das Augenmerk auf Action und Gewalt liegt. Im anderen Film zeichnet Kusama das beklemmende Porträt einer Frau, die nach Jahren der Verdammnis endlich eine Chance auf Erlösung erhält.

Es ist vor allem das Verdienst von Nicole Kidman, diese beiden Erzählstränge mit ihrer außerordentlichen darstellerischen Leistung zusammen zu halten und das Interesse zu schüren. Was ist damals passiert, das sie so zornig und unerbittlich werden ließ? Wie wird sie jetzt Frieden finden? „Destroyer“ erscheint streckenweise fast als weibliches Gegenstück zu „Bad Lieutenant“ von Abel Ferraras, in dem es ebenfalls um Schuld und Sühne ging, um einen Cop auf Abwegen und eine Hauptfigur, die sich nur durch eine bedingungslose Darstellung nach außen tragen ließ.

Sonnendurchfluteter "Noir"

Stilistisch erscheint „Destroyer“ als Neo Noir, der an die Polizeifilme der 1970er-Jahre erinnert, etwa an „Serpico“ oder „French Connection“, zwei Filme, in denen es auch um Undercover-Arbeit ging, um frustrierte Cops und Gesetze, die nicht mehr greifen. Los Angeles ist in „Destroyer“ ein sonnendurchfluteter Großstadtdschungel, in dem am helllichten Tag Banken überfallen oder Leichen gefunden werden. Die Actionszenen sind mit einem genauen Gefühl für Rhythmus und Raum inszeniert, die vielen Figuren sind sorgfältig platziert. Bis die Zeitlupe der Rasanz Einhalt gebietet und das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich wird.

Michael Ranze, FILMDIENST

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